Die oberen zehn Prozent


Zur Abschlussdiskussion „Impulse zu Handlungsspielräume in Zeiten der extremen Offenheit“

von Quinn

Bei dem Abschlussgespräch handelte es sich um ein dreiteiliges Interview: Moderatorin und Festivalleiterin Sarah Israel sprach nacheinander mit Raul Zelik, Melanie Jame Wolf und Tina Pfurr, danach gab es eine Fragerunde, die einen Rückblick auf das PAF 2020 bot.

Politikwissenschaftler Raul Zelik präsentierte eher pragmatische Ansichten zur Fragilität unserer Wirtschaft und die Desillusionierung durch Corona im Hinblick auf soziale Ungleichheiten. Eine Pandemie, die auf dem Rücken der sogenannten "Essential Workers" ausgetragen werde, sei nicht vertretbar, da man die oberen zehn Prozent zur Rechenschaft ziehen könne, für die ein kleiner Gewinnverlust nicht zum Existenzlimit führe. Der kapitalistische Schwitzkasten mache sich durch COVID-19 noch stärker bemerkbar, betont Zelik.

Performerin Melanie Jame Wolf sprach über den künstlerischen Verlust der Körperlichkeit im Lockdown. Der leibliche Aspekt sei ein essentieller Bestandteil ihrer Schaffensfreude, der sich kaum digital rekreieren lasse. Tina Pfurr, künstlerische Leiterin des Ballhaus Ost, dagegen thematisierte den momentanen Produktionsstau und die Nachholbarkeit bestimmter Projekte.

Sarah Israel gestaltete die Diskussion angenehm locker. Während der gesamten Zeit gab es eine Gebärdendolmetscherin. Schön auch, dass sich die Diskussionsstreams nachschauen lassen – einer der positiven Effekte dieser coronabedingt virtuellen PAF-Ausgabe.