Digitales Prosit


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Das Performing Arts Festival Berlin wurde eröffnet – zum ersten Mal per Videostream

von Nico Latic

Wirklich glücklich ist niemand über das unglamouröse Auftakt-Format des PAF@home. Die Stimmung einer gewöhnlichen Eröffnungsfeier lässt sich eben schlecht in Livestream oder Video-Meeting vermitteln. Dennoch sind alle Beteiligten froh, dass das PAF überhaupt eröffnet.

Nach einer herzlichen Begrüßung der Moderatorin Sandra Klöss wird das ungewöhnliche Medium auch direkt thematisiert: Im Chat-Tool wartet eine Kontaktperson der Videokonferenz-Software auf ihren Einsatz für den Fall, dass Teilnehmer*innen technischen Schwierigkeiten haben. Bei Problemen sollte man aber erst einmal seine Internetverbindung checken, heißt es ironisch. Sandra Klöss hebt ihre Champagnerschale zu einem digitalen Prosit.

Dann übernimmt der Vorstand des LAFT Berlin Florian Bücking mit der ersten Rede, dankt dem PAF-Team für die schnelle Übertragung des Festivals ins Digitale, ist stolz darauf, dass man der lebendigen und vielfältigen, international vernetzten Berliner Szene selbst in Krisenzeiten eine Plattform bieten kann. Auch in Zukunft: Durch multiple Förderungen hat das PAF für die nächsten drei Jahre Planungssicherheit.

Tessa Hartig und Sarah Israel wären jetzt zur Eröffnung lieber im Silent Green, wo Hartig ihre Rede ohne Feedbackgeräusche mit einem Megafon halten könnte. Für beide ist zentral, dass das Festival den Künstler*innen und der Kunst gerecht wird. Offen stellen sie die Frage, ob sich am Ende die vielen Diskussionen und die extreme Arbeit bezahlt machen. Wir werden sehen.

Zum Schluss stellen sie die digitale Spielstätten des Festivals vor: der "Digital-Showroom" mit Live- und On-demand-Streams der Aufführungen; die Newcomer Plattform "Introducing..."; programmbegleitende Panels in Talks und "PAF Show & Tell", einer Austauschplattform für Künstler*innen und Publikum. Besonders heben Hartig und Israel die "PAF Doku-Serie" hervor, die extra für die @home-Version des Festivals konzipiert und produziert wurde.

Danach geht's zum virtuellen Gruppenkuscheln: Zuschauer*innen können mit Künstler*innen, Dramaturg*innen und Veranstalter*innen des LAFT Berlin in fünf digitalen Räumen zusammenzukommen. Thema: die Existenzbedingungen der freien Szene in der aktuellen Krisenzeit. Was vermutlich ein Dauerbrenner der digitalen Festivalausgabe 2020 wird.