Über das PAF@home!
@home! - Das Performing Arts Festival Berlin findet aufgrund der Covid19-Pandemie und der darum ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus in diesem Jahr vor dem eigenen Bildschirm zu Hause statt. Diese Entscheidung fiel für eine Festivalplanung kurzfristig und stellt seither alle Beteiligten, das Team und die Künstler*innen sowie Spielstätten des Festivals vor neue Herausforderungen und Fragen. Wie aber sollte es auch anders sein, in einer Zeit in der der bekannte Alltag torpediert ist? Die Herausforderungen sind jeweils individuell ausgeprägt, problematisch ist aber für alle, dass es keinen Fahrplan, kein abrufbares Wissen, keine Sicherheit und vor allem noch immer ein offenes Ende der Situation gibt. Open End – nur ist dies kein dramaturgischer Kniff, sondern eine zu bewältigende Realität.
So kurzfristig die Entscheidung für eine Online-Edition des Festivals getroffen wurde, so wenig geschah sie unbedacht. Im Team des Performing Arts Festival Berlin wurde die Ausgestaltung des Ereignisses im Netz kontrovers diskutiert. Wie ein Festival übersetzen, das sonst Theater und Spielorte in der ganzen Stadt bespielt? Wie den Künstler*innen mit ihren gegenwärtig verschiedenen und oft prekären Situationen gerecht werden? Wie ein Zeichen setzen, dass die darstellenden Künste der freien Szene Berlins weiterhin bedeutsam sind und gebraucht werden?
Entschieden haben wir uns für eine neue Form der Zusammenarbeit mit allen am Festival beteiligten Künstler*innen und Spielstätten.
Gemeinsam mit allen beteiligten Künstler*innen entsteht eine mehrteilige Doku-Serie, die über die Tage des Festivals präsentiert wird. Jede Episode spannt sich um eine Frage, die das Team des Festivals allen Künstler*innen und Spielstätten gestellt hat: Warum brauchen wir die performativen Künste in Krisenzeiten? Was können Internet und Performing Arts voneinander lernen? Wie können wir die darstellenden Künste nutzen, um uns eine hoffnungsvolle Zukunft vorzustellen?
Die Antworten erreichen das PAF-Team in kurzen filmischen Statements. Sie bilden das Ausgangsmaterial für die Filmemacherin Paula Reissig. Die so entstehende Doku-Serie reagiert auf die besondere Zeit, die wir aktuell erleben. Sie ist zudem der Versuch, eine gleichberechtigte Form der Teilhabe zu ermöglichen.
Wofür die hier versammelten Stimmen künstlerisch stehen zeigt der „Digital Showroom“ – ein virtueller Rundgang durch die freie Szene Berlins: Hier präsentieren Künstler*innen und Gruppen ihre künstlerischen Arbeiten für das ursprünglich geplante Programm in Wort und (Bewegt-)Bild, eröffnen Zugänge und kreative Annäherungen an ihre künstlerische Praxis und Projekte – oder laden ein zu Livestreams und digitalen Versionen ihrer an die neuen Umstände angepassten Arbeiten. Ein Überblick stellt die Theater und Spielstätten in ihren unterschiedlichen ästhetische Handschriften und Profile vor.
Um die in der „PAF Doku-Serie“ versammelten Fragen und Stimmen wie auch um die künstlerischen Arbeiten und Ansätze selbst spannen sich verschiedene Diskurs- und Netzwerkangebote. Die Gespräche und Diskussionen versuchen dabei verschiedenen Aspekte mit Künstler*innen und Wissenschaftler*innen zu vertiefen und weiterzuführen.
Die bereits bekannte Newcomer*in-Plattform „Introducing...“ wird die ausgewählten Künstler*innen 2020 in einem besonderen Online-Format präsentieren, eines, das nicht nur zum Rezipieren, sondern vielmehr auch zum Aktivieren des Publikums gedacht ist. Mit jeweils einer „Anleitung für die Daheimgebliebenen” laden die diesjährigen „Introducing...“- Künstler*innen dazu ein, ihre Performances als praktisches Wissen zu betrachten, das vom Publikum aktiv genutzt werden kann.
Für Fachbesucher*innen und interessierte Zuschauer*innen wird das Showcase- und Netzwerk-Format „PAF Show & Tell“ digital stattfinden. Außerdem wird das interne Beratungsformat „1:1 – Gespräche zur künstlerischen Praxis“ durchgeführt.
Wir wünschen eine schöne Festivalzeit – auf die freie Szene der Stadt Berlin & auf die tiefe und transformierende Kraft der Kunst in Zeiten der Krise.
Sarah Israel & Tessa Hartig
(Festivalleitung Performing Arts Festival Berlin @home 2020)